Können wir bald die Computer mit unseren Gedanken steuern? Der OpenBCI machts möglich!
Während die aktuellen Ansätze neuer Informations- und Kommunikationstechnologien noch mit Steuerungsalternativen wie Gesten oder Sprache experimentieren – wie die erst neulich vorgestellte Microsoft HoloLens – arbeiten Wissenschaftler bereits an einer Lösung der nächsten Generation: Dem Brain-Computer-Interface (kurz BCI). Es ist ein relativ neues Gebiet der Wissenschaft mit scheinbar grenzenlose Einsatzmöglichkeiten. Jedoch wurden bislang Brain-Computer-Interfaces außerhalb von Laboren und Kliniken hauptsächlich von Künstlern, Musikern, Tänzern und anderen kreativen Menschen, die neue Wege der Verbindung von Menschen mit der Welt um sie herum finden wollen, genutzt. Doch das soll sich nun ändern! Mit Hilfe einer Kickstarter-Kampagne finanzierte sich ein Team junger Entwickler die Realisation ihres Open-Source Brain-Computer-Interfaces (kurz OpenBCI).
In der Medizin finden solche Schnittstellen meist bei der Unterstützung von Menschen mit Schäden an ihren kognitiven oder sensomotorischen Funktionen ihre Verwendung. Ihr potenzielles Anwendungsgebiet breitet sich jedoch immer weiter aus, beispielsweise im Rahmen von Neurotherapie-Anwendungen, die Menschen mit ADHS, Angstzustände, Phobien, Depressionen und anderen gängigen psychologischen Beschwerden helfen können. Denn tragbare EEG-Geräte, die die Gehirnaktivitäten in einer realen Umgebung aufzeichnen und auswerten können, bieten ein großes Potenzial in der Psychologie und insbesondere im Rahmen von Verhaltensstudien. Doch für die Schnittstelle zwischen dem menschlichen Gehirn und dem Computer eröffnen sich in der Zukunft noch viele weitere Anwendungsmöglichkeiten. Die hier vorgestellte Open-Source entwickelte BCI soll den Sprung aus den medizinischen Einrichtungen und Labors in unser täglichen Leben schaffen und eine Revolution des neuronalen Gamings und der Augmented Reality auslösen.
Der OpenBCI ist eine kostengünstige, programmierbar, Open-Source-EEG-Plattform, mit deren Hilfe jedermann mit einem Computer auf seine Gehirnwellen zugreifen kann. Sie basiert auf einem Texas Instruments ADS 1299, einem 24-Bit Analog-Digital-Wandler, der speziell zur Messung von schwachen EEG-Signalen ausgelegt ist. Zusätzlich verfügt der OpenBCI über die Fähigkeit, Signal für die Überprüfung des Empfangs und der richtigen Positionierung der Elektroden auszugeben. Natürlich liegen, wie bei Open-Source-Entwicklungen üblich, der elektrische Schaltplan und Programme zur Anwendung des OpenBCI direkt bei. Erwartungsgemäß hat sich auch schnell eine Community an Wissenschaftlern, Ingenieuren, Designern und weiteren Interessenten gebildet, die ein offenes Forum zur spezifischen Weiterentwicklung sowohl der Hard- und Software, als auch der Anwendungsgebieten bilden. Kein Wunder, dass die Finanzierung mit Hilfe der Kickstarter-Kampagne mehr als nur geglückt ist. Das Ziel der ursprünglich angestrebten 100.000 US-Dollar wurde um mehr als das Doppelte übertroffen, sodass der OpenBCI bis zur Serienreife entwickelt und letztendlich in die Realität umgesetzt werden kann. Wir können also gespannt sein, ob die OpenSource-Entwicklung sich am Markt durchsetzen und behaupten kann, oder bei Erfolg demnächst von Google eingekauft wird.
Quelle und weiterführende Informationen: OpenBCI, Kickstarter-Kampagne des OpenBCI