Autonom fahrende LKW von Daimler nun auch auf deutschen Autobahnen unterwegs
Nachdem Daimler bereits seine Technologie für das autonome Fahren erfolgreich in den USA testet, ist nun auch ein Versuchsfahrzeug mit dem intelligenten System Highway Pilot auf deutschen Autobahnen unterwegs. Die Premiere für den aufgerüsteten Mercedes-Benz Actros fand am 2. Oktober 2015 auf der Autobahn A8 zwischen Denkendorf und dem Flughafen Stuttgart statt. Dr. Wolfgang Bernhard, im Vorstand der Daimler AG verantwortlich für Daimler Trucks & Buses, und Winfried Kretschmann, Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg, nahmen es sich nicht, das Steuer bei dieser Jungfernfahrt in die Hand zu nehmen – bzw. auf der Autobahn der Technologie zu überlassen.
Bei dem Premieren-LKW handelt es sich dabei um einen serienmäßigen Actros von Mercedes-Benz, der für die Erprobung des auto¬nomen Fahrens auf öffentlichen Straßen mit dem intelligenten Highway Pilot System ausgestattet wurde. Dieses System beinhaltet alle bewährten Assistenz- und Sicherheitssystemen der Serienfahrzeuge – wie z. B. den Abstands-Regeltempomat adaptive Cruise Control – ergänzt mit den Sensoren des Highway Pilot: Radar und Stereokamera. Die Sicherheit des Systems wird dabei durch die Redundanz in der Sensorik und ausfallsichere Komponenten wie Lenkung und Bremsen garantieren. So ist der LKW in der Lage, selbstständig den korrekten Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug zu halten und ggf. rechtzeitig zu bremsen, wenn ein anderes Fahrzeug vor ihm einschert.
Aber auch wenn der LKW sich Dank des Highway Pilot System selbst auf Autobahnen steuern kann, bleibt der Fahrer voll verantwortlich, muss den Verkehr im Umfeld des Trucks ständig überwachen und jederzeit eingreifen können – daher die Bezeichnung des teil-autonomen Fahrens. Denn sind die Mindestvoraussetzungen des System nicht gegeben, wie zum Beispiel bei schlechten Fahrbahnmarkierungen in Baustellen oder wetterbedingten, widrigen Sichtverhältnissen, fordert das System den Fahrer dazu auf, dass Steuer zu übernehmen. Sollte der Fahrer die akustischen und optischen Signale des Highway Pilot Systems dennoch nicht beachten, so bringt sich der LKW selbstständig zum sicheren Stillstand.
Mit der Erprobung und Einführung des Highway Pilot Systems will Daimler einen weiteren Schritt in die Zukunft machen. Dabei ist das autonome Fahren nur ein Baustein, der zukünftig durch die Konnektivität und Nutzung von digitalen Netzwerken ergänzt werden wird. In diesem Zusammenhang bedeutet Konnektivität nicht nur die Vernetzung der verschiedenen Systeme und Sensoren innerhalb eines Fahrzeuges, sondern auch die intelligente Vernetzung der Fahrzeuge untereinander und mit der Verkehrsinfrastruktur. So sollen sich autonom fahrende LKW sich auf die weit vorausliegenden Verkehrsereignisse anpassen und für einen homogeneren Verkehrsfluss beitragen. Durch die gleichmäßige Fahrweise sollen dann der Kraftstoffverbrauch und Emissionen gesenkt sowie die Aggregate der LKW geschont werden. Das wiederum sorgt dafür, dass wartungs- und reparaturbedingten Standzeiten verringert werden.
Aber bis dahin ist noch einiges zu schaffen. Die Premierenfahrt des teil-autonom fahrenden Actros auf der A8 ist hier nur ein kleiner Schritt, der nur aufgrund einer Ausnahmeregelung gemäß §70 der StVZO möglich war. Hierzu musste der TÜV Rheinland das Fahrzeug vorab gründlich überprüfen und eine gutachterliche Stellungnahme erstellen, sodass der Actros als Versuchsfahrzeug im öffentlichen Straßenverkehr auf deutschen Bundesautobahnen zugelassen ist. Mit dieser Genehmigung darf der LKW nun teil-autonom bundesweit auf den Autobahnen fahren, was ein entscheidender Schritt bei der sicheren Erprobung und Entwicklung dieser Technologie bis zur Marktreife ist. Nun ist es jedoch eine Aufgabe der Behörden, den notwendigen regulatorischen Rahmen zu schaffen, sodass autonome LKW zukünftig auch ohne Ausnahmegenehmigungen in Deutschland fahren dürfen.
Quelle und weiterführende Informationen: Daimler