T0RR – Das elektrische Rennmotorrad mit überzeugender Leistung
Im Rahmen des Programms „globalDrive“ des Lehrstuhls für Fahrzeugtechnik der TU München hat ein Team aus Studierenden sowohl der TU München, als auch der chinesischen Tsinghua University ein Elektromotorrad entwickelt, dessen Leistungswerte schier beeindrucken. Basierend auf einer BMW S1000RR tüftelten die vier deutschen und vier chinesischen Studenten an dem Prototypen des Elektromotorrads, der auf der Abschlussveranstaltung des Programms nun präsentiert wurde.
Ziel des Teams war es, ein elektrischers Motorrad für den Rennsport zu entwickeln, mit diesem bei dem semiprofessionalen Pro Thunder Race in Oschersleben anzutreten, die konventionell benzinbetriebenen Konkurrenten beim Qualifying abzuhängen und die Pole-Position zu erreichen. Ein hochgestecktes Ziel, für das einiges an Arbeit und Entwicklung nötig war. Doch das Ergebnis kann sich sehen lassen. Bei einer Leistung von 136 PS kann das T0RR eine Höchstgeschwindigkeit von über 250 Stundenkilometern erreichen und bietet für eine satte Beschleunigung fast auf Knopfdruck die volle Leistung von 240 Newtonmeter an Kraft an. Dies ermöglicht unter anderem der Akkupack aus Hochleistungszellen, der bei Bedarf schnell entladen werden kann und somit seine enthaltene Energie sofort verfügbar macht.
Aber nicht nur der Hochleistungs-Akkupack stand im Fokus der Entwicklung. Denn Leistung allein nutzt wenig, wenn das Handling des Motorrads auf der Strecke nicht ebenso optimal ist. Beim Motorrad hängt die Fahrdynamik hauptsächlich vom Rotationsträgheitsmoment ab, wie Philip Wacker, Betreuer des Projekts, am Beispiel eines Fahrrads veranschaulicht. Denn der Drahtesel kann alleine nicht aufrecht stehen. Erst durch die Bewegung der Räder, also die sich in eine Richtung drehende Masse, kommt die Stabilität. Je schwerer dabei die rotierende Masse ist, desto stabiler fährt das Zweirad – allerdings wird es auch schwieriger, es in die Kurven zu lenken. Doch auch hier wussten sich die Studenten zu helfen und hebelten diesen Effekt mit einem kleinen Trick aus: Sie verbauten den Motor so, dass er entgegengesetzt zu den beiden Rädern läuft, wodurch die in die gleiche Richtung drehende Masse und somit auch das Rotationsträgheitsmoment verringert wurde. Laut den Aussagen der Entwickler soll mit diesem Trick die Fahrdynamik des T0RR Elektromotorrads sogar besser sein, als bei seinen Konkurrenten mit Verbrennungsmotor.
Aber der Elektromotor, dessen Drehrichtung vergleichsweise leicht umgekehrt werden konnte, bietet darüber hinaus einen weiteren Vorteil: eine Rekuperationsbremse. Dabei fungiert der Motor beim Bremsen als Generator gleich dem Prinzip eines Dynamos. Kinetische Energie wird in elektrische Energie umgewandelt und kann teilweise wieder in die Batterie eingespeist werden. Der dabei auftretende Widerstand am Rad führt zu einem Bremseffekt. Dieser ist sogar so stark, dass am hinteren Rad keine mechanische Bremse eingebaut werden muss, wodurch nochmals Gewicht eingespart und die Dynamik des Elektromotorrads erhöht werden kann.
Ein kleiner Wehrmutstropfen bleibt jedoch. Durch den Akku ist die Reichweite des elektrischen Rennmotorads noch soweit begrenzt, dass sie nicht für die komplette Renndistanz reicht. Aber für das Qualifying in Oschersleben rechnen sich die Studierenden gute Chancen aus und hoffen, dass sie so auch weitere Förderer für die Weiterentwicklung des Motorrads gewinnen können.
Quelle und weiterführende Informationen: TU München